Wie beim Autofahren passieren auch beim Gleitschirmfliegen Pannen und Unfälle. Ein Pannendreieck nützt da wenig, dafür ein paar andere Gadgets.
«Hat jemand Ersatzkarabiner dabei?», fragte unlängst ein Franzose am Startplatz in Bassano. Damit konnte ich leider nicht dienen. Ein paar andere Dinge habe ich beim Fliegen immer dabei, und konnte damit schon mir und anderen aus der Klemme helfen. Die Ideen dazu sind nicht von mir, ich habe sie da und dort aufgeschnappt.
Leinenmesser
Beim Kitesurfen ist ein Leinenmesser (auch Hook-Knife oder Kappmesser) selbstverständlich und von den Herstellern in jedem Trapez eingebaut. Auch beim Gleitschirmfliegen kann es Situationen geben, in denen ich mich ohne Rücksicht auf Verluste von Schirm, einzelnen Leinen oder dem Gurtzeug trennen will. Zum Beispiel bei einer Notschirm-Landung mit viel Wind, wenn mich der Notschirm durch die Prärie schleift. Oder wenn ich im Wasser oder Baum lande und sich eine Leine um ein Bein verhängt hat. Natürlich muss das Leinenmesser griffbereit mit Klett befestigt sein, und mit einer Hand bedient werden können. Ein Taschenmesser nützt da gar nichts. Vorsicht, viele Leinenmesser funktionieren überhaupt nicht. Das Test-Video ist sehr aufschlussreich. Ich habe mit «Eezycut» aus dem Tauchsport gute Erfahrung gemacht.
Rettungsdecke
Die kurzen Hosen sind im Liegegurtzeug zwar angenehm, aber wenn ich im Hochgebirge hängenbleibe, wird’s schnell kalt. Und auch der Platzregen nach der Landung lässt mich damit kalt, bzw. warm und trocken.
Verbandszeug und QuickClot
Ein Ast der im Bein steckt schaut nicht nur unschön aus, man kann auch daran verbluten. Darum habe ich Verbandszeug und einen Gaze mit Chemie, welche Blutungen stoppt. Klar, ist eigentlich übertrieben. Aber es liegt trotzdem im Rückenteil von meinem Gurtzeug, wo’s nicht weiter stört.
Zahnseide
Nach dem Energieriegel im Flug… natürlich nicht.
Sondern um bei einer Baumlandung Rettungsmaterial hochzuziehen. Keine 50 Meter Leine ist kleiner, leichter und günstiger. Einfach das Vario dranhängen als Gewicht, Zahnseide runterlassen und Strickleiter hochziehen. Oder so ähnlich.
3 Meter Reepschnur 5mm
Dazu ein Maillon Rapide (Schraubschäkel wie beim Notschirm). Als Kletterer will ich die Gewissheit, mich sichern zu können, wenn ich im Baum hänge. Wer seinen Knotenkünsten nicht traut, soll sich von einem Kletterer an beiden Enden eine Schlaufe knoten lassen. Bis jetzt habe ich das Seil nur benützt, um mit dem Gurtzeug eine Schaukel zu improvisieren.
Handy
Ich habe das Handy immer in der Jackentasche, an welche ich jederzeit mit der Hand hinkomme, auch wenn ich in einem Baum hänge.
Akku-Pack
Einen zusätzlichen Akku mit Ladekabel für’s Handy gibt’s in der Grösse eines USB-Sticks. Er verhilft dem Handy zu etwas Telefonzeit, wenn die Tracking-App den Akku schon leer gesaugt hat. Nicht nur für Notfälle, auch um zuhause zu sagen dass es länger dauert beim Landebier.
Spot Messenger
Selbst in den Alpen hat das Handy nicht überall empfang. Beim Reisen erst recht nicht. Da verlasse ich mich gerne auf eine Alarmierung per Satellit.
Kleines Taschenmesser mit Zange
Mir blieb nach der Landung ein Ohr vom Gleitschirm im Kirschbaum hängen. Über die knorrigen Äste lässt sich der Schirm nicht runterziehen. Da hilft nur, das Leinenschloss aufzuschrauben und die Leinen einzeln zu bergen. Der Schraubenzieher öffnet das Batteriefach des Varios. Und eine Klinge ist immer gut, sei es auch nur zum Cervelat einschneiden.
Ein Stück Leine
Zum Einbauen vom Notschirmgriff, wenn ein Wanderer das Gewicht vom Gurtzeug testen wollte und es am roten Griff aufhob. Sowie zum Reparieren einer Leine, die beim Start an einem Stein hängen geblieben ist.
Ripstop selbstklebend
Damit lassen sich kleine Risse am Schirm zukleben, oder zusammen mit einem Taschentuch ein Pflaster basteln.
Goethes Faust von Reclam
Bestimmt kennst du die kleinen gelben Büchlein vom Reclam Verlag. Sie verkürzen das Para-Waiting. Und wann sonst würdest du Goethe lesen?
Und dann wären da noch…
Sonnencreme, ein Müsliriegel, Ersatz-Batterien für’s Vario und eine Passkopie mit Email-Adresse und Handynummer.
Ersatzkarabiner
Falls du am Startplatz mal Franzosen triffst…
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