Oder: welche Komponenten man vor der Auswahl seines neuen Sitzgeräts beachten kann.
In einem früheren Artikel haben wir auf eine Übersichtstabelle von Denis Möller hingewiesen, die sämtliche Gurtzeuge auflistet. Diverse Nachfragen haben uns dazu bewogen, mehr über die Details von Gurtzeugen zu erläutern. Dieser Beitrag ist gedacht, Basiswissen zu vermitteln.
Generell gibt es drei verschiedene Typen von Gurtzeugen: das Wendegurtzeug, das Sitzgurtzeug sowie das Liegegurtzeug. Wir sprechen von rund 15 bis 20 Herstellern weltweit, wobei einige Hersteller auch für andere arbeiten (z.B. hat Supair das Skylighter von Sky ähnlich zu seinem Delight gestaltet).
Wenn es zum Schlimmsten, einem Absturz kommt, ist oft der Gesässbereich der erste Körperteil, der den Boden berührt. Je nach Verwendungszweck gibt es verschiedene Technologien und Ausprägungen: Airbag, Airbag/Schaumstoff Kombination, Schaumstoff, Luftbehälter aufblasbar, kein Protektor (z.B. bei Hike&Fly Modellen). Ein Airbag verwendet den Luftzustrom, um Luft in einen «Sack» zu blasen, der sich bei einem Zusammenstoss wieder verlangsamt entleert. Der Schaumstoff schützt in jedem Zustand und dämpft durch die Kompression. Dazu gibt es Mischformen, die den Airbag und Schaumstoff kombinieren. Karpofly bietet neu aufblasbare Protektoren, also quasi einen Ballon im Gurtzeug. Die Testwerte für diese neue Technologie sind gut. Die Risiken, ohne Protektor zu fliegen, muss jeder Pilot und jede Pilotin selbst einschätzen.
Wie der Name schon andeutet, kommt das Gurtzeug vom Klettern bzw. Fallschirmspringen. Zu Beginn kaum mehr als ein Klettergurt, erfüllt es heute mehr, als nur den Piloten unter dem Schirm zu halten. Noch heute ist die Beingurte und damit das Verhindern des Herunterfallens des Piloten die Primärfunktion des Gurtzeugs. Das «GetUp» System verwendet eine einfache, das «T-Lock» System eine zweifache Sicherung. Vom Grundsatz her ist das T-Lock System zu bevorzugen, da es ein redundantes System ist. In der Konsequenz heisst dies, dass der Pilot nicht wie beim GetUp System nur einen, sondern zwei Fehler machen muss, bevor es zu einem Herausrutschen aus dem Gurtzeug kommen kann. Der DHV weist in einem längeren Artikel detailliert auf dieses Thema hin.
Je nach Modell werden Sitzbretter verwendet oder nicht. Ein Sitzbrett dient der Stabilität und Steuerbarkeit des Gurtzeugs. Diesbezüglich geben wir nur einen Hinweis: testen und eigene Meinung bilden, ob ein Brett erwünscht/notwendig ist oder nicht.
Wir Piloten tragen unser Material auf dem Rücken, daher spielt nicht nur die Leistung sondern auch das Gewicht eine Rolle. Hierzu muss sich ebenfalls jeder selbst eine Meinung bilden. Ein Hike&Fly Pilot wird mehr Wert auf wenig Gewicht legen, während der Wettkampfpilot das optimale (und somit oft sehr hohe Gewicht inklusive Ballastfach) sucht.
Hierzu sind leider kaum Herstellerangaben zu finden. Für weit und oft reisende Personen dürfte dies jedoch auch eine wesentliche Rolle spielen.
Für Wettkampfpiloten wird es obligatorisch sein, zwei Notschirme bei sich führen zu können. Dies bedeutet entweder zwei Fächer oder einen Front- und einen Seitencontainer. In jedem Falle gilt es hier eine wesentliche Frage zu stellen: ist das Fach ausreichend gross für meinen Notschirm? Denn wenn es schon zum Äussersten kommt, soll der Notschirm das Gurtzeug auch verlassen können… Es lohnt sich, beim Kauf auf diesen Aspekt Wert zu legen und sich von einer Fachperson (nicht vom Apotheker) beraten zu lassen.
Die uns bekannten Hersteller von Gurtzeugen (alphabetisch): Advance, AVA Sport, Gin Gliders, Icaro Paragliders, Independence, Karpofly, Kortel, Ozone, Sky Paragliders, Skyline Flightgear, Skywalk, Sol Paragliders, Supair, Swing, Woody Valley.
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